Samstag, 10. Juli 2010

Was nützt die Welt in Gedanken?

Da ist er wieder der Hinterhalt der Gedanken! Einer steht in den Warteschlangen, hört den Rhythmus des Piepens beim Kassierens, einer steht im Alltag, bringt den Sommerfruchtfliegenmüll raus, putzt das Klo, einer fährt mit der Bahn, einer Schlauchsauna, dem Menschenbackofen, blickt auf die Frauen und danach in den Spiegel, und dann dauert es bis einer wieder zu den Gedanken kommt und er erkennt wie hinter allen Denken sich nur ein Nichts verbergen kann. Dann denkt einer die Kreise und sucht den größeren Gedanken, der in seiner Größe alles Denkbare überragt, eine Perspektive, the standpoint of nowhere. Alles ist inbegriffen. Eine im Alltag so punktuell gedachte Existenz, ist doch auch der Grund ihrer Erkenntnisse. Dieses Denken in dem alle Begriffe entspringen, heißt eben so zu existieren.

Also denken wir über die Welt nach!
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 Wenn wir dann das Experiment machen und uns die Welt ohne Menschen denken, dann sieht in unseren Gedanken die Welt eben genau so aus, wie Menschen sie sich vorstellen nur ohne Menschen, abgesehen natürlich von den Menschen, die sich diese Welt vorstellen. Sie, ja Sie (!), können mir ruhig sagen: Warum sollte ich aber daran zweifeln, dass die Welt so ist, wie ich sie mir vorstelle? Ja, aber warum sollte diese Welt denn genau so sein wie Sie diese sich vorstellen? Aber ja doch, die Welt ist doch auch genau so wie wir sie uns vorstellen. Aber diese Welt ist ohne ihre Vorstellung von ihr auch nicht vorstellbar. Hier rollen die Fragenlawinen der Zeit auf uns zu. Was wäre denn eine Welt ohne die dimensionale Scharfstellung einer punktuell zeitlichen Existenz, ohne diesen Fokuspunkt, in dem sich die Welt wie durch ein Objektiv im Jetzt und Hier bündelt und mit Wucht in unsere Gedanken hineinschießt? Ach nein, in unserem Teil der Welt, der wir ja sind, und so sagen Sie, bestehe die Welt in sich selbst. Die Welt finde sich hier auf einmal in einer Welt, die diese Welt selbst ist, gekrümmt in sich selbst. Sie haben sich und alles verstanden. Aber ist es nicht so: Als versuchten wir die Welt mit unseren Gedanken von uns in einen kleinen Punkt hineinzustopfen, der diese Welt dann sein soll. Ach, ich würde es so sagen, über unsere Vorstellung von der Welt kommen wir nicht hinaus, auch wenn wir bedenken, dass wir für diese Vorstellung der Welt eben die Welt voraussetzen müssen, können wir unabhängig von dem Aufflackern der Welt-Idee nicht hinüber kommen ins Jenseits unserer Vorstellung, denn jede Vorstellung jenseits von uns wäre keine Vorstellung. Diese kleinliche Vorstellung von dem, was Welt ist, diese Vorstellung in uns, ist doch kleiner als die Welt vor ihrem Urknall, ein Nichts, und der Urknall der Gedanken hat uns noch nicht losgelassen und fragt immer wieder wie wir nur in dieses kleinen Zirkel der Gedanken hineingelangen konnten. Der Gedanke, der um sich selbst kreist und fragt, warum er nur nicht sich selbst fassen kann. Die Welt so wie sie ist, ist doch unfassbar und dennoch, wenn ich jetzt wieder in den Alltag zurückkehre: Keine praktische Entscheidung für Realität wird ihre Rätselhaftigkeit enträtseln.