Dienstag, 28. Oktober 2014

The Future of 2000

Der Post ist fortan hier zu finden.

Jedi assholes

Die Jedi-Arschlöcher sind unterwegs. Was würden wir nicht alles mit dem Ring des Gyges oder den verborgenenen Kräften der Macht machen? Sehr lustig!

https://www.youtube.com/results?search_query=obi+wans+death
 

Samstag, 25. Oktober 2014

Was ist die Kuckucksuhr der Moderne?

Die Kuckucksuhr der Moderne also. Ein Stück plastischer Zeit in meinem Heim. Könnte vielleicht, was für Weihnachten sein :) Fragt sich bloß noch, ob sich das auch mit den Picassos verträgt ;)
Armer Scherz beiseite, es sollen halt unsere Alltagsdinge revolutioniert werden, aber das Spektakel der ersten Tage würde sich dann wahrscheinlich bald zu meiner Lavalampe im Keller gesellen.



Meine Großeltern hatten diesen merkwürdigen Kuckkuck und ich frage mich im Nachhinein, warum sie sich so ein nerviges Wesen ins Zimmer setzten. Wer also fährt auf moderne Kuckucksuhren ab?

Cooles Bild: http://www.dailyfailcenter.com/385214

Freitag, 24. Oktober 2014

Der Mensch im Tier: Sind Hunde moralisch?

Ein Gastbeitrag von Norman Schultz

Hunde sind einfach und daher verlässlich. Der Katzenliebhaber betont daher immer die treudoofe Abhängigkeit der Hunde und preist die Vorzüge seines doch so listigen und unabhängigen Stubentigers. Tatsächlich die wenigen Erwartungen der Hunde an uns erleichtert unseren Umgang mit ihnen. Ich würde es aber anders als die Katzenliebhaber fassen: Katzen sind selten dankbar; Hunde hingegen verehren ihr Herrchen oder Frauchen wie ein überirdisches Wesen, das allein durch Anwesenheit den Segen auf die Erde zurückgebracht hat. Deswegen sind Hunde nicht doof, sondern sie haben eine Fähigkeit, die den gesamten Verstand überragt: Treue.

Hunde lieben aufrichtig und das ohne Wenn und Aber. Das ist keine treudoofe Hundeseele, sondern das ist Durchhaltevermögen. Während der Lebensgefährte leicht in seine eigenen Räume zu vertreiben ist oder gar ganz aus unserem Leben, weil wir mit unbedachten Worten Verletzungen aussprechen, so sind Hunde als Gefährten von einer Überzeugung beseelt, die so mancher Hundebesitzer einfach nicht verdient hat. Selbst ein geprügelter Hund verehrt und beschützt sein Herrchen. Allein schon die Anwesenheit eines Herrchens macht Hunde zufrieden. Egal wie wir sie behandeln, sie glauben an das Gute in uns und das zeigen sie uns auch ganz ungeniert.

Hunde und die ewige Liebe
Was die Weisheit der Hunde betrifft, können wir also vieles von ihnen lernen. Und das mehr als von einer Katze, die zwar auch geliebt, aber immer doch auch ihre eigene Lebensweise der Liebe vorzieht. Wenn eine Katze sich an uns schmiegt, dann weil sie dabei gestreichelt wird. Wenn ein Hund unsere Nähe sucht, dann weil er uns aufrichtig liebt.

Und ist diese Unerschütterbarkeit nicht schon eine Sinnlichkeit der Moral? Sind Hunde damit nicht eigentlich die göttlichen Wesen oder zumindest die göttlichen Freunde, die uns (mit ewiger Liebe und Freundschaft beseelt) zur Seite gestellt wurden und uns zeigen, was Moral eigentlich bedeutet?

Hunde sind also sinnlich liebende, denen kein Verstandesschluss die Liebe zu ihrem Herrchen zunichte machen wird. Aber ist diese Sinnlichkeit Moral? Klar ist selbst schon nach Kant, dass das moralische Gefühl nicht mehr dem Verstand zuzuorndnen ist, sondern in gewisser Hinsicht in der Welt der Sinnlichkeit verankert sein muss. Das heißt, wenn wir Gesetze einhalten, weil wir sonst erwischt werden, dann sind wir keineswegs moralisch, sondern nur schlau. Wenn wir aber Gesetze einhalten, weil wir aus einem Gefühl das Gesetz als solches achten, dann sind wir moralisch. Sollten dann Hunde nicht auch dieses Gefühl vor dem allgemeinen Gesetz der Moral empfinden können, denn sie sind doch so sinnlich in ihrer Liebe. Den Beweis mag der ein oder andere wohl hier entdecken:

Das Herrchen steht hier als Verinnerlichung der höchsten Autorität über dem Schuldigen (Hund!). Der Hund ist doch durchdrungen von dem Gewissen gegenüber der größten Freundschaft seines Lebens. Er hat enttäuscht und ist sich über die Falschheit seines Vergehens gegenüber seinem Herrchen bewusst. Aber ist das schon Moral?

Das Herrchen ist hier doch das Gewissen des Hundes und da heißt es immer: "Wenn das Gewissen ein Rotlicht ist, dann bemühen sich  die meisten, noch schnell bei Gelb über die Kreuzung zu kommen." So moralisch sind Hunde daher wohl nicht, da sie nicht aus ihrem eigenen Gewissen heraus agieren, sondern das Gewissen nur aus der Treue zu euch entsteht. Dennoch können wir von euren Hunden aber lernen, was zu jeder Moral dazu gehört: Treue.

Ein so genannter Rational-Choice-Theoritiker würde sich an dieser Stelle übrigens fragen: "Wie stark internalisiert der Hund die Herrchen-Moral, so dass er selbst bei unwahrscheinlicher Bestrafung dennoch moralisch handelt?" Nun das könnt ihr ja testen, indem ihr eine Packung Kekse auf den Boden legt, dem Hund sagt, er solle diese nicht essen und dann den Raum verlasst. Damit testet ihr aber nur die so genannte Internalisierung von Regeln. Moralisch wäre euer Hund, wenn er sich selbst Regeln auferlegen könnte, zum Beispiel aus freien Stücken fasten würde oder eben nicht um eurer Liebe willen richtig handeln wollte, sondern aus freien Stücken (um nach Kant zu sprechen: nur aus Achtung vor dem allgemeinen Gesetz).

Die Angst vor dem übermächtigen Rudelführer aber, der ihr seid, regiert den Hund und bevor es eng wird, macht er sich daher aus dem Staub:

Da fragt sich nun: Was ist wohl des Pudels Kern? Ist in eurem Hund mehr als diese Liebe und Anerkennung für euch? Ist dort vielleicht doch ein moralisches Gefühl? Es ist also die Frage: Sind Hunde moralisch oder nicht?

Dieser Artikel wurde im Auftrag von mir von Norman Schultz erstellt. Wenn ihr mehr über ihn wissen wollt, dann könnt ihr seine Seite Limits-of-human-Nature nachschlagen.

  Sich mitteilen, das heißt Sprechen, können sie ja anscheinend schon.

Können sie uns vielleicht auch Fliegen lehren?


Peter Pan würde hier womöglich neidisch werden. Vielleicht ist ja die Welt der Hunde gar nicht so verschieden von uns. Dann fragt sich allerdings wie wir die Welt noch als abgetrennt von uns behandeln könnten, womit wir letztlich das Feld der tierethischen Fragen eröffnen.

Ungeachtet dessen, sind Hunde natürlich auch sehr verschieden von uns, während wir in uns in den optischen Details verlieren, bestaunen Sonnenuntergänge, verlieren uns in Gemälden und bewundern das schöne. Während wir unsere Welt also als eine stark optische zusammenstricken. Können Hunde diese riechen. Es sogar ein Teelöffel Zucker in in zwei Olympiabecken voll Wasser entgehe nicht ihrem Richorgan .
Sie riechen, wenn wir fühlen. Fühlen wir erhöht sich leicht unser Puls und dieses bewirkt eine geringfügig höhere Transpiration über die Haut. Dem Hund erscheint dieses Ereignis als würden wir einen Ton hören, der sich minimal erhöht.
Aufgrund des guten Riechorgans werden Hunde daher mittlerweile zur Krebserkennung ausgebildet. Dass Hunde natürlich auch das Gras wachsen hören und vom Lachen der Schmetterlinge überzeugt sind, sind andere Leistungen ihrer eigenen Sinneswelt. http://www.wer-ist-fido.de/sinne.html







The Farmer and his Dog - A4
Wer ist menschlicher in seinem Verhalten? Das Tier oder der Mensch? Foto von h.koppdelaney

Montag, 20. Oktober 2014

Wölfe zurück

Wie sich Wölfe auf unsere Habitate auswirken:

https://www.youtube.com/watch?v=ysa5OBhXz-Q

Plötzlich grünt die Wildness, aber sind diese ökologischen Systeme wirklich so gewichtet, dass sie im Gleichgewicht bestehen?

Samstag, 18. Oktober 2014

Kehlmann Ruhm und warum lesen

Warum Romane lesen?


Jawohl, der Mann muss Zeit haben, der Mann liest Romane. In der Doktorandenhängematte des Akademikers verschlingt er nun die Batzen der Weltliteratur. Der Arme! Gebt ihm Arbeit!

Doch das Lesen hat auch andere Gründe. In diesem Artikel erläutere ich, warum Lesen in den Alltag und gar in die Abendroutine eingearbeitet sein sollte und welche Effekte vor allem Lesen auf uns haben. Am Ende gehe ich auf meine Abendroutine ein, die mit dem Lesen verknüpft sein soll. Zudem diskutiere ich am Ende Kehlmanns Roman Ruhm.

Kurz, die Effekte des Romanlesens
  • Schlafvorbereitung durch Entspannung beim Einfühlen in andere Personen
  • Ängste lösen
  • Erhöhung der Empathie
  • Erhöhung der verbalen Intelligenz
  • Allgemeine Persönlichkeitseffekte
  • Höhere Intelligenz
  • Vorbild für Kinder
  • Ansammeln von Erlebnissen
  • Glück!


Effekte des Lesen

Lesen hat viele Effekte. Vorlese-kinder zum Beispiel erzielen durchschnittlich einen besseren Notenschnitt als Nicht-Vorlese-Kinder (Studie Stern, Differenz von 0,4). Eine andere Studie von 2010 zeigt diesbezüglich auch, dass Schüler, die mehr lesen, auch eine generell bessere, geistige Kapazitäten haben, wobei interessanterweise dies auch bei Studienteilnehmern passierte, die mit ihren Eltern Filme schauten. Gleiches passierte jedoch nicht bei Kindern, die Fernsehen schauten. Ähnlich wie Romane verlangen Filme geistige Anstrengungen und Interpretation von uns, wobei die Anwesenheit von anderen, uns dazu bringt, die Filme auch wirklich empathisch nachzuvollziehen (Quelle: New York Times).

In weiteren Auswertungen (Cunningham, Stanovich)  im Hinblick auf die Intelligenz von Lesern im Vergleich zu Nicht-lesern heißt es, dass Lesen  generell über das direkte Ziel hinausgeht. Zwar lesen wir zumeist kleine Passagen, die für uns einen direkten Wert haben, nämlich den Informationsgewinn, jedoch haben die Passagen darüber hinaus Einfluss auf unsere Wortgewandtheit und unser Empathievermögen. Weil zum Beispiel Romane 50 Prozent mehr Worte als Prime-Time-Shows haben, kommt es durch dieses bestimmte Freizeitverhalten dazu, dass Kinder aus lese-orientierten Familien, selbst bei minimalen Differenzen im Leseverhalten bald höhere verbale Kompetenzen akkumulieren.

Was zählt ist daher nicht, dass das Lesen einmal passiert, sondern dass es ein einstudiertes Freizeitverhalten ist. Wörter, die gerade bei diesem Lesen aufgenommen werden, seien wichtig, um kritische Unterscheidungen zu treffen. Wörter, die für diese Fähigkeiten wichtig sind, treffen wir vor allem in Texten an und nicht in Fernsehshows. Die Studie führt daher an, dass vor allem der Leseumfang zu einem erheblichen Vorsprung vor anderen Kindern führt und bedeutet auch, dass die intellektuell Reichen schlichtweg reicher werden und die Dummen dumm bleiben, so sehr sie sich auch in der Schule anstrengen.

Im Weiteren wird in der Untersuchung angeführt, dass lebenslanges Lesen auch verhindert, dass kognitive Fähigkeiten im Alter stark nachlassen. Es geht also nicht nur um Kinder, die hier besonders im Fokus des Lernens stehen, sondern um alle Alltagsgruppen.

Diese Ergebnisse lassen sich meines Erachtens auf das Lernen von Sprachen erweitern (Hier mein Entwurfsartikel dazu). Das heißt, will ich eine Sprache lernen, sollte ich auch eher passives Wissen in dieser Sprache durch Romane aufnehmen.

Das Gehirn auf Romanen, der Einfluss auf unser Empathievermögen

Nach Studien aus den Jahren 2006-2009 weisen Leser langanhaltend mehr Empathie auf, wenn sie Romane lesen. Hierbei gaben die Forschern Lesern das Buch "Pompei" und verglichen es mit Lesern von Sachliteratur und Nichtlesern. Das bessere Abschneiden der Romanleser wurde auch beibehalten, als die Wissenschaftler die Hypothese ausschließen konnten, dass empathischere Menschen eher Romane lesen (Quelle: New York Times).

Nicht also, wie auf vielen Websites gepriesen, das Lesen von Sachliteratur macht uns schlauer, sondern das Lesen von persönlichen Geschichten. Sachliteratur konsumieren wir eher im Hinblick auf direkte Probleme, doch dabei kommt der Aspekt der sozialen Interaktion nicht zur Geltung.

Unterstützend wurde in weiteren Studie (Ritchie, Bates, Child Development 2014) herausgefunden, dass die frühe Lesefertigkeit auch später Effekte auf die allgemeine Intelligenz hat. Romane führen zu einer höheren Konnektivität im Gehirn (wenn ich die Studienergebnisse richtig verstehe: httStudie 2013: Short and Longterm Effects of a Novel on the Connectivity of the Brain. Lesen katapultiere den Leser im gewissen Sinne biologisch in die andere Person hinein.

Letzteres könnte auch auf einen Zusammenhang mit gutem Schlaf verweisen. Diese Verbindung zwischen Lesen und gutem Schlaf wird zwar immer wieder in Alltagsratgebern herausgehoben, allerdings konnte ich hierfür keine konkreten Studien finden konnte. Es könnte also auch ein Mythos sein. Es gibt allerdings Studien, die zu den Ergebnissen kommen, dass durch Lesen Ängste und Depressionen gemildert werden (Hier wird auf einige Studien dazu verwiesen). Da Depressionen und Ängste Dinge sind, die uns abends unter Umständen nicht schlafen lassen, gehe ich davon aus, dass Lesen auch den Schlaf verbessert.

Konsequenzen für meine Abendroutine

Aus diesen Gründen habe ich mich dazu entschieden, Lesen in meine Schlafroutine einzubauen, das heißt: Ich lese vor dem Schlafengehen mindestens 15 Minuten Romane. Dieses ist nach dem Prinzip der Mikrogewohnheiten, wonach ich nicht versuche viel zu erreichen, sondern mit einer minimalen Tätigkeit beginne und sich die Effekte später akkumulieren (Hier mein Artikel zu Mikrogewohnheiten).

Das hört sich wenig an, aber in den letzten 2 Monaten, habe ich "Der Schwarm" (1000 Seiten! Frank Schätzing), "Ruhm" (Kehlmann), "Verbrechen" und "Schuld" (Schierrach) und "Atemschaukel" (Müller) gelesen. Zudem habe ich in viele andere Romane reingelesen. Da kommt schon einiges zusammen.

Ich glaube auch, dass ich damit eine gute Abendroutine entwickelt habe, die meine Bettzeit-Prokrastination stark gemindert hat. Zusätzlich habe ich das Gefühl, dass das Hineinfühlen in andere Personen auch dazu führt, dass ich mich generell glücklicher fühle. Intelligenzeffekte habe ich direkt noch nicht feststellen können (wie kann man das auch?), aber vielleicht entwickelt sich das ja noch.

Ich verzichte in meiner Abendroutine bewusst auf Sachbücher. Ich habe auch Biografien begonnen, aber wenn diese nicht in der Gestalt von Romanen daher kommen, ist der Genuss tatsächlich gering. Weltliteratur, das heißt, eine gewisse Poetik empfinde ich generell als stimulierender als banales Gelaber zwischen Charakteren wie in Frank Schätzings Schwarm (obwohl der Roman teilweise sehr faszinierend und zu empfehlen ist).

Um die Routine beizubehalten, werde ich in Zukunft viele der Romane zusammenfassen und reflektieren:

Daniel Kehlmann: Ruhm

Andere Identitäten

Es beginnt mit Ebling, der aufgrund eines technischen Defekts bei der Nummernvergabe seines Mobiltelefons in die Rolle des Schauspielers Ralf Tanners schlüpfen darf. Zumindest am Telefon durchlebt er Ausschnitte aus einem anderen Leben, einem wichtigeren Leben. 

Tanner selbst erfährt dabei die plötzliche Ablehnung seiner Geliebten (vielleicht bedingt durch Eblings Einmischung?). Er lebt sein Leben als Schauspieler immer unter dem Eindruck von der Öffentlichkeit beurteilt zu werden. So befällt ihn auch Scham, weil eine Szene mit seiner Geliebten bei Youtube ungewollt Verbreitung erfährt.

Aber vielleicht ist er auch gar nicht Tanner, sondern nur jemand, der gerne Tanner wäre, ein Doppelgänger oder eben jemand, der begonnen hat, sein Leben zu spielen.

Verzweifelt ein anderer Sein

Ein anderer sein, verzweifeln an unserer morbiden Begrenzung, in der Herzkammer eingeschlossen, hinübersehnsüchteln in das Sternenlicht, die andere Flamme, zu den Elementen der Träume und Wünsche, den Wünschen, die die Welt, die bessere Welt bedeuten. Dort ist der geliebte Mensch, der Stern, der wir gerne wären, die 1000 Leben, die nur einer lebt. Wir schauen hinüber und wir würden uns dort drüben gerne selbst lieben. Aber wir sind hier.

Unsere Wünsche brechen zur Unendlichkeit durch, wir multiplizieren uns mit ihnen in die Träume hinauf und doch schaffen sie diesen knöchernden Bruch, diesen Abstand zu uns. Wir sind abgeschnitten von unseren Träumen.

Kierkegaard  verstand uns von diesen "Gipfeln der Verzweiflung" her. Er schrieb:

"verzweifelt man selbst seinwollen, verzweifelt nicht man selbst sein wollen" (Zitat = interessanter Artikel über Kierkegaard aus der Zeit).


Es gibt keinen Ausweg, keine Tür, kein Exit, keinen Fluchtweg aus der Verzweiflung und wer nicht verzweifelt sei, der wisse es nur noch nicht.

Daniel Kehlmanns Roman "Ruhm" befasst sich mit dieser Verdoppelung oder Multiplikation des menschlichen Lebens und der Verzweiflung am eigenen Leben. Es sind wir in verschiedenen Geschichten. Wir, die verschiedene Geschichten in Geschichten über Geschichten von uns erzählen oder die über uns erzählt werden:
"'Ich wußte, du machst das mit mir. Ich wußte, ich komme in eine deiner Geschichten! Genau das wollte ich nicht!'
'Wir sind immer in Geschichten.' Er zog an der Zigarette, der Glutpunkt leuchtete rot auf, dann senkte er sie und blies Rauch in die warme Luft. 'Geschichten in Geschichten in Geschichten'" (201)
Wie einst Sartre in "Der Ekel" ist diese Geschichtlichkeit der nervöse Punkt unserer Existenz, eine wunde Stelle, die wir immer wieder aufkratzen. Wir erzählen immer wieder andere Geschichten über andere und über uns, die Lüge macht das Leben hin und wieder erträglicher. Sartre beschrieb es ähnlich:
Ein Mann geht eine Straße hinunter, doch als Leser halten wir inne: Dies ist der Held. Romane erzählen sich von ihrem Ende her und wir wissen, es wird etwas passieren. Nur für uns da gibt es keine Zielstellung, keine große Wende, wir sind kaum Helden des eigenen Lebens. Wir gehen nur eine Straße hinunter.
Kehlmann schlussfolgert daher durch seine Romanfiguren hindurch:

"Ein Roman ohne Hauptfigur!"


Vielleicht zu ambitioniert, wenn acht Geschichten in lockerer, distanzierter Sprache verzahnt werden, dann  geraten die Charaktere streckenweise zu fernen Sätzen, die an der Innerlichkeit wie ferne Züge vorbeirauschen. Es sind komponierte Elemente, Elemente von Wünschen, die wie alles Formale wenig Wirklichkeit haben.

Hier und dort verzahnen sich die Geschichten. Jene Kunstgriffe versucht Kehlmann durch Selbstironie zu verschleiern, indem er als Erzähler in einen literaturtheoretischen Dialog mit seinen Hauptfiguren übergeht. Auch indem er einen Moralschriftsteller sich selbst richten lässt. Doch ist dies die Verlegenheit des Autors?

Womöglich ist es der wirkliche Kitsch des Lebens.

Dann geht eine Frau in Transnistien verloren oder irgendwo, wo eine andere Zivilisation sie allein lässt.

Dann kommentiert ein anderer manisch in Foren und vergisst sich dabei selbst.

Wiederum ein anderer versucht, sich in zwei Familien als Mann zu behaupten. Vielleicht weil er nicht weiß, wer er ist?

Eine andere Frau versucht, sich das Leben zu nehmen und fragt den Erzähler, warum ihre Geschichte gerade derart erzählt wird.

Es sind viele Doppelleben, die die Menschen in Geschichten von Geschichten führen:
"Weil ein Mensch vieles sein will. Im wörtlichen Sinn. Er will viel sein. Vielfältig. Möchte mehrere Leben."(187)

Wo also ist die Einheit des Selbst, dieser Ichkerns, der durch uns hindurch besteht und uns wie ein Atom zusammenhält, uns zu einem Menschen macht, der träumt? Das vielköpfige Biest (Platon, Politea Buch XIII) ist die Grundlage unserer Wünsche, doch Einheit der Vernunft findet sich in diesem Roman nicht, sondern ist nur eine ironische Spitze, die alle Seifenblasenträume zerplatzen lässt.

Ein guter Audio-Ausschnitt, wenn auch ein schlechterer des Buches, hier:

http://www.literaturport.de/index.php?id=28&no_cache=1&tid=341

Soviel also vorerst zum Thema Lesen. Hier noch meine Leseliste:

Romane aktuell:


  • Atemschaukel, 
  • Sophie Welt (vielleicht zu nahe an meiner Profession?)


Kürzlich abgeschlossen:  


  • Der Schwarm (Frank Schätzing)


Sachliteratur


  • The-4-Hour-Chef (Timothy Ferriss)


Biographie (kann ich die als Romane gelten lassen?)


  • Salinger - Biografie
  • Bergsteigerbuch


Philosophie (beruflich), aktuell:

  • Habermas: Wahrheit und Rechtfertigung
  • James Swindal: A case for Agent Causation (Mein Professor)
  • Diverse Bücher von Brandom
  • Hegel: Wissenschaft der Logik
  • Aristoteles: Metaphysik, Über die Seele, Physik, Nikomachische Ethik
  • Platon: Der Staat
  • Empiricus Sextus


Montag, 13. Oktober 2014

Mix: Placeboknöpfe, "You are not so smart" und "Ded-Talks", der Mann mit der goldenen Stimme, Zombie-Apokalypse bei Almost Daily, Picket-Pocketing

Wozu sind eigentlich die Knöpfe an Ampeln da?

"Natürlich...", so schlussfolgert der Verschwörungstheoretiker in mir, "...zur Volksberuhigung". In New York funktionieren die Knöpfe nicht, aber die Menschen drücken sie noch immer, ein Placebo für den Geschäftigen, der doch Einfluss auf die Welt nimmt. Dieser Mechanismus funktioniert bei vielen Dingen. Die Homöopathieindustrie hat sich ja hierauf spekuliert. Da geben Hebammen, die sonst keine Verschreibungserlaubnis abgreifen konnten, Homöopathie, denn die hat ja schließlich keine Nebenwirkungen, dafür aber um so mehr Wirkungen. Wenn dann die Schwangerschaft, so wie die meisten Schwangerschaften gut geht, hat die Homöopathieindustrie einen Kunden auf Lebenszeit gewonnen. Diese Placebowirkung erklärt das folgende Video:

 "You are not so smart" ist ein Podcast (auf Englisch), der sich genau dieser Frage widmet, nämlich wie unsere psychologische Grundausstattung uns in die Irre führt.

Die Frage allerdings ist, ob uns diese Bildung tatsächlich etwas bringt oder ob wir hier auch nur mit Schatten ringen. Was also in der Internetkonsumlandschaft ist wirklich Bildung?

Ted-Talks zum Beispiel betrachte ich nur als Sesamstraße für Erwachsene:

 

Nach Ted-Talks fühlen wir uns einfach schlauer. So meinte einst ein Hipster in Köln zu mir in voller Überzeugung, dass er nach seiner Weisheitszahn-OP drei Tage lang Ted-Talks schaute und sich danach 30 Prozent schlauer fühlte.

Ich kann den meist inhaltslosem Geplapper wenig abgewinnen. Eingekochte Thesen, die uns das Gefühl geben, wir kämen im Leben voran, wen wir einfach nur einstudiert auf der Bühne spazieren. Inhaltslos, aber was hier zählt ist wohl die Präsentation. Am Ende gibt es dann Standing Ovations.

Der Mann mit der goldenen Stimme ging diesen Weg und wer könnte es ihm verübeln? Vom Obdachlosen führt ihn nun das Leben in die inhaltslose Werbung.

https://www.youtube.com/watch?v=6_gnf-RaoII

Im Übrigen ist die Zombie-Apokalypse auch mal ein Thema bei Almost Daily. Almost Daily ist eine Sendung von ein paar Nerds, die sich über verschiedene Themen austauschen. Am besten geht es her, wenn sie Themen abarbeiten über die sie richtig in Streit geraten, dies ist der Fall bei der Frage nach der Zombieapokalypse.

Kritik an den TED-Talks gibt es ja bereits:
http://www.quora.com/TED-Talks

Und wie stiehlt man sich durch die Zeit. Es ist immer wieder faszinierend, wie überhaupt Dinge entwendet werden.

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Pippins Kritik an Brandom: Sinnabhängigkeit und Referenzabhängigkeit

Zu Robert B. Pippin "Brandoms Hegel" http://www.dsla.uni-jena.de/dsla_multimedia/downloads/pippin_brandoms_hegel.pdf

Wie schon so viele hat auch Robert B. Pippin ein Problem mit Brandoms Hegelinterpretation. Brandoms Interpretation im Stile der so genannten de-re-Interpretationen, das heißt dem Verstehen der Sache nach, treffe nicht den Kern Hegels. Den Oldtimer Hegel gebe es natürlich nur als Ganzes. Auf der anderen Seite gesteht Pippin doch ein, dass Brandom durchaus Lehrreiches zu bieten habe. *1

Brandoms zuletzt erschienenes Hauptwerk "Tales of the Mighty Dead" geht tatsächlich über seinen analytisch-pragmatischen Ansatz von "Making it Explicit" hinaus. Brandom baut "rekonstruierende Metaphysik", so zitiert Pippin Brandom; es geht im Wesen um eine Auseinandersetzung mit dem Begriff der Intentionalität im Werk Hegels. Diese müsse "funktionalistisch, inferentialistisch, holistisch, normativ und sozialpragmatisch sein".

Anmerkung:
(Die Intentionalität wird bei Brandom tatsächlich als eine der zentralen Merkmale einer funktionsfähigen Theorie hervorgehoben.)

Sinnabhängigkeit und Bedeutungsabhängigkeit
Brandom unterscheide zwischen Sinnabhängigkeit und Bedeutungsabhängigkeit, wobei, so Pippin, Brandom nur darauf verweise, dass es eine Sinnabhängigkeit bei Hegel gebe, aber er nicht verneine, dass diesem eine grundlegendere Abhängigkeit von der Wirklichkeit unterliegen würde. Daher referiert Brandom vorrangig auf die gegenseitige Abhängigkeit von einzelnem Ausdruck und Objekt. In diesem Sinne würden die Welt dann nicht vom Geist abhängen (Pippin 372).

Gegenseitige Sinnabhängigkeiten würden demnach zwischen modal robusten, materialen Ausschließungen in der Wirklichkeit und "den subjektiven Prozessen, die versuchen solche Ausschließungen zu identifizieren und inkompatible Verbinlichkeit zu vermeiden" (Pippin 373). Die Frage ist nun für mich, wie diese Realitätsausschnitte (als Halbwahrheiten) ineinander gefügt werden.


*1) Ich verstehe nun nicht, welchen Sinn es macht, vergangene doch noch unverstandene Theorien, wenn wir die Anzahl der Interpreten mit unterschiedlichen Auffassungen bedenken, auf einen Sockel zu heben, der immer unverändlich in diesem Universum stehen bleiben soll. Das hat was von Museumspflege und riecht nach Altenheim. Aus diesem Grunde räume ich Brandoms de-re-Interpretationen Vorrang vor einer einfach nur historischen Interpretation ein.

Das beste Brot der Welt - Jakitate Japan

Azuma Kazuma, ein 16-jähriger Knabe, bewaffnet mit Solarhänden, hat sich vorgenommen Japan sein eigenes Brot zu geben. Jedes Land, Deutschland, Frankreich, Italien hat sein eigenes Brot, nun ist es an der Zeit Japan ein Brot zu geben, dass die gesamte Welt überzeugt und Japan vor der Welt die Ehre des Bäckerhandwerks erweist. Azuma Kazuma will daher das beste Brot der Welt backen, ein Brot, das besser schmeckt als Reis.

Natürlich ist die Geschichte japanisch-übertrieben: Die Mischung aus Martial Arts und aufgeputschten Japan-Emotionen ist gewöhnungsbedürftig, aber wenn die Bäcker wie Boxer das Brot fermentieren, wenn sie mit Schwerten Brote in der Luft zerschnipseln, Teige schmieden, wenn alles um die Selbstverbesserung des Menschen als Bäcker geht, dann träumen die Japaner im Kleinen von den Sternstunden der Menschheit. Kann denn Brot, wobei doch jedes Land seine eigene Sorte hat, seine eigene Kultur, kann so etwas wie eben Brot überhaupt eine Meisterschaft sein?

Die Sendung mag den Sinn des Geschmacks lehren. Hier versuchen wir nicht nur das Schöne im Moment zu erhaschen, sondern das Schöne als Ganzheit zu verstehen, so dass es seinen Ausdruck erst im Brot findet.

Darüber hinaus sind die explodierenden Ideen, wie die Tester das Brot in sich aufnehmen hervorragend. Da wird einerseits über innere Landschaften spaziert, beim ersten Bissen auf inneren Wellen gesurft oder auch mal in den Himmel gestorben, weil das Brot schlicht so gut ist, dass die Tester den Himmel auch informieren müssen.

Prädikat: besonders wertvoll!

Alle Folgen
https://www.youtube.com/watch?v=Ow30S2NpXyo&list=PLk_mmVu9Nmz2KpPzSWvU7D_5TcMVvMY8i&index=1