Donnerstag, 9. Oktober 2014

Pippins Kritik an Brandom: Sinnabhängigkeit und Referenzabhängigkeit

Zu Robert B. Pippin "Brandoms Hegel" http://www.dsla.uni-jena.de/dsla_multimedia/downloads/pippin_brandoms_hegel.pdf

Wie schon so viele hat auch Robert B. Pippin ein Problem mit Brandoms Hegelinterpretation. Brandoms Interpretation im Stile der so genannten de-re-Interpretationen, das heißt dem Verstehen der Sache nach, treffe nicht den Kern Hegels. Den Oldtimer Hegel gebe es natürlich nur als Ganzes. Auf der anderen Seite gesteht Pippin doch ein, dass Brandom durchaus Lehrreiches zu bieten habe. *1

Brandoms zuletzt erschienenes Hauptwerk "Tales of the Mighty Dead" geht tatsächlich über seinen analytisch-pragmatischen Ansatz von "Making it Explicit" hinaus. Brandom baut "rekonstruierende Metaphysik", so zitiert Pippin Brandom; es geht im Wesen um eine Auseinandersetzung mit dem Begriff der Intentionalität im Werk Hegels. Diese müsse "funktionalistisch, inferentialistisch, holistisch, normativ und sozialpragmatisch sein".

Anmerkung:
(Die Intentionalität wird bei Brandom tatsächlich als eine der zentralen Merkmale einer funktionsfähigen Theorie hervorgehoben.)

Sinnabhängigkeit und Bedeutungsabhängigkeit
Brandom unterscheide zwischen Sinnabhängigkeit und Bedeutungsabhängigkeit, wobei, so Pippin, Brandom nur darauf verweise, dass es eine Sinnabhängigkeit bei Hegel gebe, aber er nicht verneine, dass diesem eine grundlegendere Abhängigkeit von der Wirklichkeit unterliegen würde. Daher referiert Brandom vorrangig auf die gegenseitige Abhängigkeit von einzelnem Ausdruck und Objekt. In diesem Sinne würden die Welt dann nicht vom Geist abhängen (Pippin 372).

Gegenseitige Sinnabhängigkeiten würden demnach zwischen modal robusten, materialen Ausschließungen in der Wirklichkeit und "den subjektiven Prozessen, die versuchen solche Ausschließungen zu identifizieren und inkompatible Verbinlichkeit zu vermeiden" (Pippin 373). Die Frage ist nun für mich, wie diese Realitätsausschnitte (als Halbwahrheiten) ineinander gefügt werden.


*1) Ich verstehe nun nicht, welchen Sinn es macht, vergangene doch noch unverstandene Theorien, wenn wir die Anzahl der Interpreten mit unterschiedlichen Auffassungen bedenken, auf einen Sockel zu heben, der immer unverändlich in diesem Universum stehen bleiben soll. Das hat was von Museumspflege und riecht nach Altenheim. Aus diesem Grunde räume ich Brandoms de-re-Interpretationen Vorrang vor einer einfach nur historischen Interpretation ein.

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